Den Wind im Gesicht spüren – wie fühlt es sich an, wenn der Wind von vorne oder von der Seite kommt? Wenn man eine Windbö spürt? So fing unser Segelprojekt für sehende und nicht sehende Jugendliche, in Kooperation mit dem Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte Hamburg, am Steg des Norddeutschen Regatta Verein (NRV) vor drei Wochen an. Finanziert wurde das Projekt durch eine Förderung der Alexander Otto Sportstiftung – hierfür an dieser Stelle ein herzlicher Dank!
Schnell ging es auf die Boote, um die Jugendlichen mit diesen vertraut zu machen. Alle Bestandteile des Bootes – von Mast über Baum und Schoten – wurde benannt, beschrieben und befühlt. Uns standen hierfür zwei J70-Kielboote zur Verfügung. Es war schön zu sehen, wie die Jugendlichen ganz ohne Berührungsängste in das Projekt starteten. Da hatten wir Trainer uns wohl vorab viel zu viele Gedanken gemacht. Klappt das mit der Gruppendynamik? Verstehen sich alle gut? All das waren Fragen, die wir uns stellten. Aber Marvin Hamm vom Bat Sailing Team (einem inklusiven Gemeinschaftsprojekt des FC St. Pauli und NRV für Erwachsene – wir berichteten auch schon darüber) moderierte den ganzen Kurs souverän.
Um sich besser kennenzulernen, haben die Jugendlichen sich in Zweierteams erstmal interviewt und anschließend der Crew den jeweiligen Partner vorgestellt. Nach einer kurzen Theorieeinheit zu Windrichtungen und Segelstellungen ging es dann auch schon direkt aufs Wasser. Bei bestem Segelwetter konnten die ersten Erfahrungen von allen gesammelt werden. Besonders spannend war es hierbei, das Windempfinden auf den unterschiedlichen Kursen bewusst wahrzunehmen.
Die Jugendlichen lernten schnell und so waren die Crews auch nach kürzester Zeit mit den jeweiligen Aufgaben gut vertraut. Jedes Crewmitglied durfte sämtliche Aufgaben, die an Bord so anfallen auch eigenverantwortlich durchführen – steuern, Großschot bedienen, Traveller setzen und die Fock dichtholen. Schon am zweiten Wochenende kam zum Wendemanöver auch das Manöver der Halse dazu und es wurden im Regattamodus die Alstertonnen umsegelt.
Die Zeit verging wie im Flug und schon stand das dritte und letzte Wochenende vor der Türe. Die Jugendlichen waren mittlerweile so fit, dass wir Trainer uns trauten, ihnen die J70 komplett allein zu überlassen. Vom Motorboot aus beobachteten wir das Ganze staunend. Souverän und mit Teamarbeit wurden Manöver wie Wenden, Halsen oder Boje über Bord gefahren. Selbst Manövrieren auf engstem Raum, Gennaker fahren und sogar das An- und Ablegemanöver haben alle mit ein paar Tipps super gemeistert! Am Ende mussten wir nur einmal kurz eingreifen, da sich der Gennaker ein wenig verdrehte und wir diesen entwirren mussten.
Und dann war das Projekt „Blind Date“ auch schon zu Ende, das uns allen viel Freude bereitet hat. Die meisten der Jugendlichen möchten gerne weiter segeln und freuen sich schon auf die nächste Gelegenheit.
Wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei allen, die dieses Projekt ermöglicht haben. Allen voran bei der Alexander Otto Stiftung für die finanzielle Unterstützung. Und natürlich beim NRV für die Nutzung des barrierefreien Stegs und des Motorbootes.
Heiko & Dominic