J/24 VITESSE – GER 5467 Ich bin festes Crewmitglied auf einer J/24. Wir nutzen dieses Schiff ausschließlich zum Regatta Segeln. Da ich davon ausgehe, jetzt öfter schreiben zu dürfen, und einige von Euch dieses Format noch nicht kennen werden, möchte ich Euch zunächst die Basics näher bringen. J/24 – die weltweit größte Kielboot-Einheitsklasse.

7,24 schneidige Meter lang. Gut eine Tonne schwer. Gesegelt von 4 – 7 Nasen Besatzung (wir zu fünft). Etabliert seit mehr als 30 Jahren. Aktive Schiffe in Deutschland rund 45. Gesegelt werden regionale Regatten bis hin zu jährlich stattfindenden Weltmeisterschaften. Um eine gewisse Chancengleichheit der Teilnehmer zu gewährleisten, ist hier so ziemlich alles an Bord reglementiert. Bootsgewicht, Ausrüstungsgegenstände, Shape von Kiel und Ruder, Material für die Segel, Crewgewicht, etc…

Über Pfingsten stand unsere German Open in Berlin auf dem Programm. Diese Regatta ist ausgeschrieben auf drei Tage mit maximal 9 einzelnen Wettfahrten. Wir hatten 20 Boote auf dem Wasser. Jede WF dauert ca. 45 Minuten. Der Gewinner bekommt einen Punkt, der zweite zwei usw. Wenn insgesamt mehr als vier WF gesegelt wurden, wird bei jedem Team das schlechteste Ergebnis vom Tableau gestrichen. Gesamtsieger ist das Team mit den wenigsten Punkten.

Da dies die erste größere Regattaserie mit Einwiegen der Crew war, stand bei mir wochenlang nur eine Sache auf der Agenda: Abnehmen. Meine vor der Saison vereinbarten 90 Kg habe ich per Punktlandung am Freitag mit minus 0,4 Kg auf die Waage gewuchtet. Soweit, so gut. Das Schiff war ebenfalls Freitagnachmittag im Klub am Rupenhorn (Veranstalter), so dass wir es noch flink wassern konnten. Mast gestellt, Wanten Einstellungen vorgenommen, erste Biere zum Ölen der Kehle genutzt, so das gewohnte Prozedere für den ersten Abend.

Gesegelt wurde auf der Havel, Große Breite. Das liegt direkt dort, wo der Wannsee von der Havel abzweigt. Samstag war es flau, so dass wir uns zunächst mit einer Startverschiebung auf dem Wasser vergnügen durften. Gegen Nachmittag kam dann so etwas wie Wind auf, allerdings eher selten mit Geschwindigkeit über 8 Knoten. Dazu drehte der Wind schöner als auf der Alster (45° war keine Ausnahme). Und 10 Meter weiter links oder rechts gesegelt machte mehr als einmal einen Geschwindigkeitsunterschied von 1,5-2 Knoten aus. Mit taktischem Segeln hatte das nicht viel gemeinsam. Nach ca. einer Stunde schweißtreibendem Tun fanden wir uns auf Platz 10 wieder. Eine zweite Wettfahrt war nicht mehr möglich zu starten. Abends galt es, meinen Geburtstag gebührend zu feiern. Bei Grillwurst, Musik und Sonnenschein genossen wir den schönen Abend.

Samstag erwartete uns dann etwas stabilerer Wind. Zumindest von der Basisgeschwindigkeit her. An den Drehern und den unberechenbaren Böenstrichen hatte sich nichts geändert. Beim Start zur ersten WF waren wir etwas schnell an der Linie. Und dank ganz miesem Timing dann auch sehr früh drüber hinweg. Ergebnis: Disqualifikation (nennt sich auf der Ergebnisliste ganz offiziell UFD). In der zweiten WF freuten wir uns über einen zweiten Platz. Dann beim Start zu WF drei ein Déjà-vu: wieder nicht aufgepasst, und gleich von zwei Konkurrenten zum nächsten UFD gezwungen. Langsam schwoll mir der Hals… (Erklärung dazu: Frühstart ist schlimmer als letzter werden, man bekommt dann Gesamtpunktzahl +1. Der Logik mit nur einem Streicher pro Team folgend, könnt Ihr Euch vorstellen, dass der zweite Frühstart Schmerzen verursachte…). Die vierte WF sah uns dann als drittes Boot im Ziel. Unsere Serie nach den ersten zwei Tagen: 10-UFD -2-UFD-3 = 26 Punkte => bis dahin Gesamtrang 11. Die etwaigen Titelträume konnten wir damit abhaken. Abends wurden dann im Hafen bei einem kühlen Gin Tonic die taktischen Fehler und die allgemeine Startperformance besprochen. Ein paar GT (und auch Weißwein) später wurde Manni, unser Steuermann sichtbar lockerer. Die Seglerparty dauerte bis in die Nacht hinein, und je später der Abend, desto sicherer war ich mir, dass wir am finalen Tag im Klassement noch etwas Boden gut machen können. Montag hatte der Wind weiter hochgedreht (20 Knoten, in Böen bis 30 Knoten). Es wurden noch drei weitere WF gesegelt. Nach wie vor drehte der Wind nach Leibeskräften. Wir haben es einmal sogar geschafft, eine Halse zu fahren (Winkel 135°!), ohne den Lenker dabei zu bewegen. Unsere Starts waren endlich konstant prima, und bis auf ein paar kleine Fehler (Konzentrationsmängel aufgrund GT und Weißwein?) lief es für uns gut. Wir zauberten noch die Ergebnisse 5-3-2 auf das Wasser und wurden final sechster der diesjährigen Meisterschaft.

Hätte, wenn und aber… Ohne den zweiten, verflixten Frühstart wäre Platz zwei bis vier drin gewesen. So war es dann wie so oft, wenn man mit unserem magischen FC auf Auswärtsfahrt geht: Super Reise…bis auf das Ergebnis…

Die nächste Serie werden wir bei der Kieler Woche segeln, wo wir es dann mit hochkarätigen, und teils Profi-Crews zu tun bekommen. Ich werde berichten. Bis dahin

ROCK N ROLLO